Entourage Effekt: Die Synergie von Cannabis und seinen Inhaltsstoffen
Letzte Aktualisierung:
Oct 24, 2025

Entourage-Effekt erklärt: Das Zusammenspiel der Cannabinoide, Terpene und Flavonoide

Medizinisches Cannabis enthält eine Vielzahl pflanzlicher Inhaltsstoffe. Neben den bekannten Cannabinoiden wie THC und CBD finden sich in jeder Blüte auch Terpene sowie weitere natürliche Verbindungen.

Dabei stoßen Forschende und Interessierte immer wieder auf den Begriff Entourage-Effekt. Was genau dahinter steckt und warum das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe seit Jahren intensiv untersucht wird, erfährst du in diesem Artikel.

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Was ist der Entourage-Effekt?

Der Begriff Entourage stammt aus dem Französischen und bedeutet „Gefolgschaft“. In der wissenschaftlichen Literatur wird er im Zusammenhang mit Cannabis verwendet, um mögliche Wechselwirkungen zwischen verschiedenen pflanzlichen Inhaltsstoffen zu beschreiben.

Die Idee dahinter: Einzelne Bestandteile der Pflanze, wie Cannabinoide, Terpene oder Flavonoide, könnten sich gegenseitig beeinflussen. Ob und in welchem Ausmaß das tatsächlich geschieht, wird derzeit intensiv erforscht.

Erstmals beschrieben wurde das Konzept Ende der 1990er-Jahre von den Forschern Dr. Raphael Mechoulam und Dr. Shimon Ben-Shabat. Später griff der Neurologe Dr. Ethan Russo den Begriff auf und diskutierte die Möglichkeit, dass die natürlichen Pflanzenstoffe in komplexen Extrakten miteinander interagieren könnten. Diese Überlegungen bilden bis heute die Grundlage für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen.

Welche Inhaltsstoffe der Cannabispflanze sind für den Entourage-Effekt wichtig?

Cannabinoide: Die bekanntesten Pflanzeninhaltsstoffe

Die Cannabispflanze enthält über 100 identifizierte Cannabinoide, die zu ihren charakteristischen Bestandteilen zählen. Zu den bekanntesten gehören:

  • THC (Tetrahydrocannabinol): Ein als psychoaktiv geltender Bestandteil der Cannabispflanze, der in wissenschaftlichen Studien im Zusammenhang mit verschiedenen physiologischen Prozessen, wie beispielsweise Schmerz- oder Appetitregulation, untersucht wird.
  • CBD (Cannabidiol): Ein als nicht psychoaktiv geltendes Cannabinoid, das Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten ist, unter anderem im Hinblick auf seine möglichen Einflüsse auf Entspannung und Wohlbefinden.
  • CBG (Cannabigerol): Wird häufig als „Vorlaufmolekül“ bezeichnet, da es eine Ausgangsverbindung für die Bildung anderer Cannabinoide darstellt.
  • CBN, CBC, THCV: Weitere Cannabinoide, die aktuell wissenschaftlich erforscht werden, um ihre potenziellen Eigenschaften und Funktionen besser zu verstehen.

Cannabinoide stehen in Wechselwirkung mit dem sogenannten Endocannabinoid-System des Körpers, einem komplexen biologischen Netzwerk, das an verschiedenen physiologischen Abläufen beteiligt ist. Die genaue Bedeutung dieser Interaktionen ist Gegenstand laufender Forschung.

Terpene: Natürliche Duft- und Aromastoffe der Cannabispflanze

Terpene sind aromatische Verbindungen, die maßgeblich zum charakteristischen Duft- und Geschmacksprofil der Cannabispflanze beitragen. Sie verleihen den Blüten unterschiedliche Aromanoten: von fruchtig und zitrusartig bis hin zu erdig oder holzig.

Neben ihrer Bedeutung für Geruch und Geschmack werden Terpene auch in wissenschaftlichen Studien untersucht, insbesondere im Hinblick auf ihre mögliche Rolle bei der Wechselwirkung mit Cannabinoiden.

Beispiele für bekannte Terpene:

  • Myrcen: Typisch für erdige und moschusartige Aromen; wird in der Forschung in Verbindung mit dem Endocannabinoid-System betrachtet.
  • Limonen: Verleiht frische, zitrusartige Duftnoten; Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zu stimmungsrelevanten Prozessen.
  • Linalool: Charakteristisch für ein blumig-lavendelartiges Aroma; wird in Studien im Zusammenhang mit physiologischen Stressreaktionen erforscht.
  • Caryophyllen: Würzig-pfeffriges Terpen, das als eines der wenigen bekannten Terpene beschrieben wird, das mit CB2-Rezeptoren interagieren könnte.
  • Pinene: Verantwortlich für pinienartige Duftnoten; wird hinsichtlich seiner möglichen Rolle bei kognitiven Prozessen wissenschaftlich untersucht.

Flavonoide und weitere pflanzliche Begleitstoffe

Neben Cannabinoiden und Terpenen enthält die Cannabispflanze auch Flavonoide, sekundäre Pflanzenstoffe, die maßgeblich zur Farbgebung, zum Geschmack und zum Aroma vieler Pflanzen beitragen.

In der wissenschaftlichen Forschung werden Flavonoide unter anderem im Zusammenhang mit antioxidativen Prozessen und pflanzlichen Schutzmechanismen untersucht. Auch im Kontext des sogenannten „Entourage-Effekts“ finden sie Beachtung, da angenommen wird, dass verschiedene Inhaltsstoffe der Pflanze miteinander interagieren und gemeinsam zum Gesamtergebnis des Pflanzenextrakts beitragen könnten.

Wie wird der Entourage-Effekt erklärt?

Der Entourage-Effekt beschreibt ein wissenschaftliches Konzept, das das mögliche Zusammenspiel verschiedener Inhaltsstoffe der Cannabispflanze betrachtet. Ziel der Forschung zu diesem komplexen Thema ist es, die Beziehungen zwischen den Inhaltsstoffen der Pflanze zu beschreiben und ein besseres Verständnis ihrer Zusammensetzung zu bekommen.

Beispiele für untersuchte Synergien

  • CBD und THC: In Studien wird untersucht, ob Cannabidiol (CBD) die mögliche psychoaktive Wirkung von Tetrahydrocannabinol (THC) beeinflussen oder modulieren könnte.
  • Myrcen: Wird in Fachpublikationen im Zusammenhang mit einer möglichen Veränderung der Durchlässigkeit biologischer Membranen, darunter der Blut-Hirn-Schranke, diskutiert.
  • Caryophyllen: Gilt als potenziell relevanter pflanzlicher Bestandteil, der in Untersuchungen hinsichtlich einer möglichen Interaktion mit Cannabinoiden betrachtet wird.

Betrachtungsebenen möglicher Wechselwirkungen:

  • Pharmakodynamisch: Hierbei wird erforscht, inwiefern mehrere Substanzen gleichzeitig an denselben oder unterschiedlichen Rezeptorsystemen aktiv sein könnten.
  • Pharmakokinetisch: Untersucht wird, ob bestimmte Inhaltsstoffe die Aufnahme, den Stoffwechsel oder den Abbau anderer Verbindungen beeinflussen können.

Entourage-Effekt in der Praxis: Vollspektrum, Breitspektrum oder Isolat?

Bei der Herstellung von Cannabis- und CBD-Produkten wird zwischen verschiedenen Extraktarten unterschieden. Diese Kategorien beziehen sich auf den Umfang und die Zusammensetzung der enthaltenen Cannabinoide, Terpene und weiteren pflanzlichen Inhaltsstoffe.

Vollspektrum

  • Enthält ein breites Spektrum natürlicher Cannabinoide, Terpene und Flavonoide; kann Spuren von THC (< 0,3 %) enthalten
  • Wird in der Forschung als potenziell relevant für Wechselwirkungen zwischen Pflanzeninhaltsstoffen betrachtet

Breitspektrum

  • Enthält verschiedene Cannabinoide, Terpene, Flavonoide, jedoch ohne THC
  • Wird in Studien als Variante mit eingeschränktem Spektrum untersucht

Isolat

  • Enthält ausschließlich isoliertes Cannabidiol (CBD) ohne weitere pflanzliche Begleitstoffe
  • Dient als Referenzsubstanz ohne begleitende Inhaltsstoffe

In der wissenschaftlichen Diskussion wird angenommen, dass die Zusammensetzung eines Pflanzenextrakts Einfluss auf die Interaktion seiner Bestandteile haben kann. Produkte mit einem breiteren Inhaltsstoffprofil werden daher häufig im Zusammenhang mit dem sogenannten „Entourage-Effekt“ untersucht.

Anwendung und Einflussfaktoren

Es wird angenommen, dass der wahrgenommene Entourage-Effekt von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden könnte, die mit der Zusammensetzung und Anwendung des Produktes zusammenhängen. Dazu zählen unter anderem:

  • Qualität und Herkunft des verwendeten Hanfrohstoffs
  • Extraktionsverfahren und das daraus resultierende Terpenprofil
  • Produktform und Art der Anwendung (z. B. Öl, Kapseln oder topische Produkte)
  • Individuelle Unterschiede in Stoffwechsel, Biochemie und Wahrnehmung

Erfahrungsberichten wird beschrieben, dass Patientinnen und Patienten bei Produkten mit einem breiteren Spektrum an Inhaltsstoffen teilweise andere subjektive Ergebnisse wahrnehmen als bei isolierten Substanzen.

Wissenschaftlich wird derzeit untersucht, inwiefern Zusammensetzung und Dosierung die Interaktion verschiedener Pflanzeninhaltsstoffe beeinflussen könnten.

Bedeutung des Entourage-Effekts für die medizinische Cannabis-Therapie

In der wissenschaftlichen Diskussion zur medizinischen Nutzung von Cannabis wird der Entourage-Effekt insbesondere in Bezug auf Vollspektrum-Extrakte und deren mögliche synergistische Wirkungen zwischen Cannabinoiden, Terpenen und weiteren Pflanzenstoffen untersucht.

Einige Studien und Erfahrungsberichte weisen darauf hin, dass unterschiedliche Zusammensetzungen von Extrakten unterschiedliche Effekte auf den Organismus haben können.

So wird in der Literatur diskutiert, dass Vollspektrumpräparate, im Vergleich zu isolierten Substanzen, möglicherweise ein breiteres Spektrum an Wirkungen aufzeigen. Dabei wird untersucht, welche Rolle das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe für den wahrgenommenen Effekt spielt.

Insbesondere bei komplexen Anwendungsbereichen wie Schmerztherapie, Schlafproblemen oder psychologischen Belastungen wird der Entourage-Effekt in der Forschung häufig als theoretisches Modell herangezogen, um die Unterschiede zwischen Vollspektrum-Extrakten, Breitspektrumpräparaten und Isolaten zu beschreiben.

Wie verlässlich ist der Entourage-Effekt?

In der wissenschaftlichen Diskussion wird der Entourage-Effekt oft als Erklärungsansatz für mögliche Synergien pflanzlicher Inhaltsstoffe genannt, doch die Studienlage ist bislang uneinheitlich.

Während präklinische Daten auf potenzielle Wechselwirkungen zwischen Cannabinoiden, Terpenen und weiteren Pflanzenstoffen hinweisen, fehlen groß angelegte klinische Untersuchungen, die diese Annahmen bestätigen könnten.

Ein weiteres Problem liegt in der Vielfalt der verwendeten Extrakte und Versuchsmethoden: Unterschiedliche Zusammensetzungen, Dosierungen und Analyseverfahren erschweren den direkten Vergleich der Ergebnisse.

So kommt es, dass manche Arbeiten positive Synergieeffekte nahelegen, während andere keine oder sogar gegenteilige Beobachtungen beschreiben.

Es lässt sich also sagen: Der Entourage-Effekt bleibt eine interessante wissenschaftliche Hypothese, aber kein abschließend bewiesener Mechanismus.

Fazit

Der Entourage-Effekt zeigt, dass die Kraft der Cannabispflanze im Zusammenspiel ihrer natürlichen Bestandteile liegen könnte. Cannabinoide, Terpene und Flavonoide wirken möglicherweise gemeinsam und beeinflussen sich gegenseitig.

Die Forschung zu diesem Thema ist jedoch noch nicht abgeschlossen, viele Details werden weiterhin untersucht. Für die medizinische Anwendung gilt: Vollspektrumprodukte gelten als vielversprechend, doch individuelle Wahrnehmung und Dosierung bleiben entscheidend.

Wer medizinisches Cannabis nutzt, sollte auf Qualität, Transparenz und ärztliche Begleitung achten, um das Potenzial dieser natürlichen Synergie verantwortungsvoll zu nutzen.

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Häufig gestellte Fragen

Was bedeutet der Begriff „Entourage“-Effekt?

„Entourage" stammt aus dem Französischen und bedeutet „Gefolgschaft“. In der wissenschaftlichen Literatur wird der Begriff verwendet, um das mögliche Zusammenspiel verschiedener pflanzlicher Inhaltsstoffe zu beschreiben.

Wie erzielt man den Entourage-Effekt?

Durch die Verwendung von Vollspektrum-CBD-Ölen oder medizinischem Cannabis mit natürlichem Terpenprofil, möglichst schonend extrahiert, um das volle Spektrum der Inhaltsstoffe zu erhalten.

Gibt es wissenschaftliche Beweise für den Entourage-Effekt?

Bisher gibt es präklinische Studien und theoretische Modelle, die Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen zwischen pflanzlichen Inhaltsstoffen liefern. Die klinische Evidenz ist noch nicht abschließend, und weitere Forschung ist erforderlich.